Kinder fit machen für ein selbstbestimmtes Leben

Finanzwissen!
Finanzwissen!

Das Deutsche Aktieninstitut untersucht seit 1997, wieviel die unter 30jährigen investieren. In der Pandemie hat sich etwas Entscheidendes verändert. Die jungen Menschen haben angefangen sich für ihr Geld zu interessieren und kaufen so viele Aktien wie noch nie. Laut verschiedenen Erhebungen haben viele junge Menschen allerdings keine Ahnung, von Steuern, von Versicherungen und auch was sie mit ihrem Geld anstellen sollen. Das kann nach hinten losgehen. Oft werden die Risiken vergessen. In der Schule bekommen Jugendliche oft nicht genug Finanzwissen mit.

Finanzwirtschaftliche Kenntnisse sind der Grundstein für finanzielle Unabhängigkeit und ein freies Leben. Schon Jugendliche sollten wissen, dass sie nicht blind irgendwelchen Empfehlungen auf Youtube vertrauen. Finanzwissen ist daher nicht erst in Spezialstudiengängen der Betriebswirtschaftslehre an Fachhochschulen und Universitäten zu vermitteln. Sondern die Grundlagen hierfür gehören in den Fächerkanon aller weiterführenden Schulzweige, der Hauptschulen, der Realschulen, der Gymnasien und der Berufsschulen.

Jeder Jugendliche sollte bei seinem Schulabschluss nicht nur wissen, was ein Bankkonto und ein Darlehen sind, wie Online-Banking geht und Kreditkarten funktionieren, was eine Bürgschaft und eine Grundschuld bedeuten, und welche Versicherungen wofür genommen werden können. Sondern zur Lebensbefähigung und Bildung gehört eben auch das Basiswissen über die Alterssicherung, Kapitalanlageformen und Altersvorsorgeleistungen, worauf hier zu achten ist, und wie man entsprechende Angebote vergleicht.

Ein Grunddilemma jeder Rentenreformdebatte besteht ja darin, dass dem Durchschnittsbürger und leider erst recht der Bürgerin nicht zugetraut wird, informierte und nutzenstiftende Entscheidungen bezüglich der Altersvorsorge autonom zu treffen. Das Motto der Aufklärung, man solle sich eigenen Verstandes bedienen, ist hier noch nicht angekommen; der fürsorgliche Staat wird sich schon um alles kümmern.

Um dem abzuhelfen, sind hier - wie schon in der Aufklärung - insbesondere die Schulen gefragt. Neben den inzwischen erkannten Defiziten der Kenntnisse im Bereich der Digitalisierung besteht wohl im Mangel an finanzwirtschaftlicher Bildung die zweite große Lücke in den Lehrplänen unserer Schulen. Wenn unsere Kinder durch die Schulen wirklich fit für ihr selbstbestimmtes Leben und zum mündigen Bürger gemacht werden sollen, müssen die Schulen an diesen beiden Punkten erheblich aufholen. Hier sind die für die Curricula Verantwortlichen gefragt.

Diese Forderungen sind beileibe nicht neu. So hat beispielsweise das Deutsche Aktieninstitut immer auf die Notwendigkeit früher finanzwirtschaftlicher Bildung für jedermann hingewiesen. Geschehen ist bisher seitens der dafür Verantwortlichen nichts. Hängt das mit den wirtschaftsfernen Ausbildungen der Planer in unseren Kultusministerien und Schulen zusammen? Es ist dringend notwendig, dass auch in diesem Punkt in Deutschland endlich angepackt wird.
 
 
Dr. Julia von Buttlar